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Co-Habitation

Entwürfe und Statements für eine Architektur des Zusammen­lebens von Mensch, Flora und Fauna. 

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Prof. Dr. Christoph Küffer, Dr. Juanita Schläpfer-Miller, Dr. Kevin A. Vega : Urbane Ökosysteme im Zeitalter des Anthropozäns

Im Anthropozän hat sich die Ausdehnung der Ökosysteme, in denen der Mensch, oft durch gezielte Veränderung, zur dominierenden ökologischen Kraft geworden ist, ausgeweitet. Bis zu 78% der Erdoberfläche sind zu anthropogenen Biomen geworden. Ökologen müssen lernen, die aufkommende Neuheit solcher Ökosysteme und die Rolle des Menschen als eingebettete Akteure, die sie absichtlich und unabsichtlich gestalten, zu verstehen. (…)

 

Das Foto zeigt einen Pfanzensprössling auf kargem Boden.
Große versiegelte Flächen von Asphalt und Beton haben unsere Städte in heisse Wüsten verwandelt. Wir müssen der Natur mehr Möglichkeiten zur Rückkehr geben. Wenn wir unsere versiegelten Böden wieder öffnen, entstehen neue Chancen für grünere Städte

Bild: Kevin Vega

Ein paradigmatisches Beispiel für vom Menschen dominierte Ökosysteme sind Städte, und da sie immer schneller wachsen, haben viele Wissenschaftler das 21. Jahrhundert zum urbanen Jahrhundert erklärt. Während Stadtökologen seit Langem die Ökosystem- und Artendynamik in städtischen Gebieten dokumentiert haben, haben sie erst in jüngerer Zeit begonnen, sich explizit mit den wechselseitigen und fortlaufenden Rückkopplungen zwischen Menschen und urbanen Ökosystemen zu befassen, was als Übergang von einem stadtökologischen Verständnis einer „Ökologie in“ Städten zu einer „Ökologie der“ Städte zusammengefasst werden kann. Diese Verschiebung zeigt sich in Studien mit deutlich humaner Komponente wie Messungen von Ökosystemleistungen, soziodemografische räumliche Modellierung ökologischer Muster und der Einbeziehung von Konzepten wie sozial-ökologische Resilienz, Nachhaltigkeit und urbaner Stoffwechsel. Diese Studien belegen zunehmend die positiven Auswirkungen städtischer Grünflächen auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden und den Wert vieler städtischer Ökosystemleistungen.

Das Foto zeigt eine Wildblumenwiese.
Die Förderung von Wildblumen in Städten durch Reduzierung der Mahd und Aussaat einheimischer Arten kann dazu beitragen, die Stadtnatur zu fördern, wie hier an dieser schönen Böschung in Zürich, Schweiz

Bild: Kevin Vega

Viele dieser Ansätze analysieren städtische sozial-ökologische Systeme jedoch aus einer Außenperspektive, ohne explizit die Handlungsfähigkeit des Menschen als eingebetteter Akteur zu adressieren. Es gab Forderungen, von einer „Ökologie der“ Stadt zu einer „Ökologie für“ die Stadt überzugehen, die zu Forschungsergebnissen führt, welche durch transdisziplinäre und partizipative Forschung direkt in das Handlungssystem ’Stadt‘ zurückgespeist werden können. Wir argumentieren, dass Forscher einen weiteren Schritt in Richtung einer „Ökologie mit“ Städten machen müssen, die besser anerkennt, dass Menschen bewusste Akteure sind, deren Verhalten in städtischen Systemen von psychologischen, sozialen und kulturellen Faktoren der urbanen Umgebung geprägt ist. Sozialwissenschaftliche Theorien zu Mensch-Natur-Beziehungen und der Koexistenz des Menschen mit anderen Arten können helfen, die menschliche Handlungsfähigkeit in sozioökologischen Systemen wie Städten besser zu verstehen. Dies erfordert Kooperationen zwischen Ökologie und den Sozial- und Kulturwissenschaften und Künsten wie auch mit Bürgerinitiativen und lokalen Stadtbewohner*innen; zum Beispiel durch neue Ansätze wie Citizen Science. (…)

 

Auszug aus: Vega, KA, Schläpfer-Miller, J, Kueffer, C. Discovering the wild side of urban plants through public engagement. Plants, People, Planet. 2021; 3: 389– 401. / Erschienen am 08.04.2021

doi.org

 

 

Das Foto zeigt einen unbebaute Fläche zwischen Häusern, auf dem sich Wildpflanzen angesiedelt haben.
Ein spontan entstandener Garten mit Ruderalpflanzen belebt eine Gasse in Paris, Frankreich. Wenn man ihnen Raum und Gelegenheit zum Wachsen gibt, können sich diese Wildblumen selbständig ausbreiten und so die Artenvielfalt erhöhen und Insekten unterstützen

Bild: Kevin Vega

Prof. Dr. Christoph Küffer

Professur für Siedlungsökologie an der OST Rapperswil, Dozent an den Departementen Umweltsystemwissenschaften und Architektur der ETH Zürich, und affiliierter Professor für Environmental Humanities an der Franklin University Switzerland in Lugano.

 


Dr. Juanita Schläpfer-Miller

Wissenschaftskommunikatorin an der ETH Zürich, Künstlerin, Doktorat in Art and Communications von der University of Plymouth, England.

 

Dr. Kevin A. Vega

Postdoktorand und Doktorat an der ETH Zürich in Siedlungsökologie.