Mit dem Modellverfahren Mäusebunker sollen Erhaltungsoptionen für das Gebäude aufgezeigt werden und die Grundlage für die Aufnahme in die Berliner Denkmalliste gelegt werden. Das ikonische Äußere des Gebäudes ist aus Sicht der Landesdenkmalamt die Visitenkarte des Mäusebunkers. Für den baulichen Umgang im Inneren werden verschiedene Möglichkeiten hin zu einer zeitgemäßen, denkmalverträglichen Umnutzung gesucht.
Gutachten, Grundrisse, Pläne und Fotografien legen in diesem Teil Grundlagen für die weiteren Planungen.
erste Planungen zum Bedarf eines Zentralen Tierlaboratorium
1962
Tierstallgebäude am Universitätsklinikum Steglitz, Planung Franz Mocken (1913-1973)
1964
Tierversuchsbereich für die Medizinische Fakultät der FU geplant als
Erweiterung des Klinikum Steglitz, Tierversuchsbereich und Klinik nicht vereinbar, daher Suche nach Ausweichgrundstück, „recht schwieriges Baugelände in der Nähe“
1964
Umfrage zu Bedarf an Tieren, Planung von Zucht und Haltung (Tierlaboratorium 5, Berlin 1978, S. 10)
30.3.1965 Bebauungsplan XII-126 wird festgelegt, Bebauung für „Universitätsklinikum“ Steglitz, Grundstück zwischen Krahmerstraße und Bäkestraße am Teltowkanal, Erweiterungsflächen sind für Institute Pharmakologie und Gerichtsmedizin reserviert (Erläuterungsbericht, 11.12.1968)
1962
Kommission Medizinische Fakultät der FU, Vertreter des Senats für Bau- und Wohnungswesen und Architekten Gerd und Magdalena Hänska erarbeiten Raumprogramm (Bauakte Bd. 5)
Juni 1966
Entscheidung Hundezucht nicht konventionell im Freibereich, sondern aus Lärmschutzgründen ganz ins Innere des Baus zu verlegen
Dez. 1966
Dr. Michael Merkenschlager wird Berater des Bauprojekts
1966-1967
Bodenuntersuchungen durch Degebo, Baugrund in Nähe des Teltowkanals schlecht (Bauakte Bd. 5)
1967
Gründungsbeschluss eines ZTL an der FU (Tierlaboratorium 5, Berlin 1978, S. 41)
01.07.1967
Berufung Dr. Michael Merkenschlager (1926-2012) auf Professur für Versuchstierkunde an der FU
15.03.1967
Vorentwurf (erwähnt in Bauakte Bd. 5) 15 Zeichnungen und ein Erläuterungsbericht, Fotos des 1. Modells
28.8.1967
Bodengutachten der Dagebo (Erläuterungsbericht, 11.12.1968) „nur im westlichen Geländestreifen tragfähiger Baugrund“
28.9.1967
Erläuterungsbericht zum Vorentwurf (6 Seiten, Bauakte Bd. 3)
18.10.1967
Antrag auf Vorbescheid, Grundstückseigentümer Land Berlin:
Hindenburgdamm 24-26, Grunderwerbsverhandlungen Bebauungsplan zu Hindenburgdamm 21, 22, 23, Pläne zum Antrag Vorbescheid, 13 Pläne vom 22.8. und 12.9.1967 (Bauakte Bd. 5)
29.10.1967
Lageplan von 1. Entwurf, abgezeichnet durch Senator, Institutsdirektor Merkenschlager etc. (Bauakte Bd. 3)
10.12.1967
Kostenvoranschlag Senator Bau- und Wohnungswesen: 78 Mio DM, Reduktion Raumprogramm und Kosten auf 50 Mio DM (Erläuterungsbericht, 11.12.1968) - vermutlich in diesem Zusammenhang gab es eine Vergleichsberechnung durch Ing.-Büro Krauss zwischen Technikgeschossen und zentraler Anordnung der Technik – gleicher Raumbedarf, Anordnung wegen individueller Arbeitsmöglichkeiten nur mit diesem Wechsel der Funktionsebenen möglich (Hänska: Erläuterungsbericht, 11.12.1968)
05.03.1968
Senator Bau- und Wohnungswesen, Koordinierungsausschuss stimmt dem Projekt zu Bebauungsplan (Bauakte Bd. 5)
01.04.1968
Zustimmung der Bauaufsicht, außenliegende Treppen zu verkleiden, Abstand zum westlichen Nachbarn nicht ausreichend, dies später in Dispens aufgehoben wegen schlechtem Braugrund in Kanalnähe (Bauakte Bd. 5)
Lageplan mit Verbindungstunnel zwischen ZTL und Hygieneinstitut
30.04.1970
2. Entwurf Trafostation (Bauteil A, Hygieneabteilung und technische Flächen)
Juni 1970
Baugrund wird vorbereitet, Mutterboden geräumt
02.11.1970
Protokoll Besprechungen Bauaufsichtsamt Steglitz und Büro Hänska – „Über die Zulässigkeit der Außenwandverkleidung ist die Bauaufsicht zu hören. Entscheidungen darüber bei der Besichtigung des Probebaus.“ (Bauakte Bd. 5)
02.02.1971
Kauf des fehlenden Grundstücks noch nicht erfolgt (Günter Haderlein), Pfahlgründung soll dennoch beginnen (Bauakte Bd. 5)
Baubeginn, zwei Jahre Gründungsarbeiten, auf Schwemmland errichtet, 1300 Betonpfeiler (FU-Info 1975)
21.9.1971
Erdaushub am Trafo (folgende Stationen nach Bautagebuch Hänska)
21.9.1971
Schürfgrube De Ge Bo Haderlein (Bodenuntersuchungen, Deutsche Gesellschaft für Bodenmechanik - Degebo)
27.9.1971
Beginn Baustelleneinrichtung (ff Bautagebuch Hänska)
30.9.1971
Bodenaushub, Feinplanum
03.10.1971
Erdarbeiten Firma Mirbach, Aushub Trafobereich (Erich Mirbach, Erdbau, Berlin)
06.10.1971
Einbringen der 20cm Sandschicht
06.10.1971
Beginn der Rammarbeiten im Trafobereich
29.10.1971
Beginn der Rammarbeiten im Bereich Hauptgebäude
10.02.1972
Einschalung der Rostbalken im Trafobereich
14.03.1972
Rammarbeiten durch Firma Svenska
06.05.1972
Probebelastung Pfähle, durch Firma Huta-Hegerfeld, Sub. Svenska (Pfahlgründung Firma Huta-Hegerfeld AG, Essen und Subunternehmen Svenska)
10.05.1972
Rostbalken am Trafo I
15.05.1972
Bohrarbeiten an Senkschutzrohren durch Firma Aufschläger (Ferdinand Aufschläger, München, Tiefbau)
23.05.1972
Gründung Tiefkeller
31.05.1972
Rampenwandung eingeschalt
01.06.1972
geschalte Wand Achse H (Tierräume Rampe seitlich)
02.06.1972
Rostbalken am Trafo II
August 1972
Entscheidung auch Rampe auf Pfählen zu gründen
Herbst 1972
Rammung von Zusatzpfählen
11.12.1972
Rohbauabnahme
1973
Rohbau beginnt durch Firma Gustav Pegel & Sohn KG, Berlin
18.01.1973
Plan Haus für Bauleitung, späteren Nutzung durch Gartenarbeiter (Bauakte Bd. 18)
21.11.1974
statische Prüfung Rampe und Aufstellung Freilufttrafos (Bauakte Bd. 4)
18.04.1975
Gewährschein durch Huta-Hegerfeld AG für Mauer, Beton, Stahlbetonarbeiten (Bauakte Bd. 5)
08.04.1975
Gewährschein von Gustav Pegel KG für Beton- und Stahlbetonarbeiten (Bauakte Bd. 5)
30.04.1975
Teilschlussabnahme, Trafostation und Verbindungstunnel
09.07.1975
Teilrohbauabnahme, Bauteile 2 und 3, Achse 11 bis 28, Tiefkeller bis 2. OG
17.07.1975
Fassadenmontage soll beginnen (Vermerk, 9.7.1975, Universitätsarchiv FU)
18.09.1975
Sitzung Planungsausschuss, Senator Wissenschaft und Kunst, Senator Finanzen, FU, Diskussion Baustopp
20.09.1975
Bausenator Ristock: Fertigstellung für 1978 geplant, „Ein mustergültiger Bau, der auf unserem Planeten nicht seinesgleichen hat.“ (Tagesspiegel)
29.10.1975
Endrohbauabnahme (Notiz Bauakte Bd. 5)
Herbst 1975
Entscheidung Baustopp, da Finanzierungslücke von 30 Mio DM nicht gedeckt werden kann
18.12.1975
SFB Abendschau, Auswirkungen des Baustopps für das Zentrale Tierlaboratorium der FU, Prof. Merkenschlager erwähnt Ruf nach München
01.01.1976 bis 31.12.1977
besteht Baustopp
15.01.1976
Prüfbericht zur Statik durch Ing. Heinz Saar (Bauakte Bd. 5)
April 1976
Planung, Südgiebel und Dachaufbauten über Lattung mit „Asbestzementplatten“ zu verkleiden
Mai 1976
Fortsetzung der Bauarbeiten auf 1978 verschoben, „erste öffentliche Bauruine Westberlins“
05.–07.10.1977
Merkenschlager Vortrag, abgedruckt in Tierlaboratorium 5, Berlin 1978
1977
Prof. Dr. Michael Merkenschlager nimmt Ruf der Universität München an und verlässt Berlin
Januar 1978
Fortsetzung der Bauarbeiten
Juli 1978
Publikation Tierlaboratorium 5 zum „Konzept des Zentralen Tierlaboratoiums“, Hrsg. von Prof. Juhr
Juli 1978
Umplanung, statt Müllverbrennungsanlage, Müllsammlung und -Entsorgung
Januar 1979
Rohbau fertig, Innenausbau beginnt
20.01.1979
„Tag der offenen Tür“ Rohbau und kleiner Mäusebunker, kommissarischer Leiter des Instituts ist Prof. Dr. Nobert-Christian Juhr
1980
Dr. Werner Wilk (1927-2012) wird Prof. an der FU und erster Direktor der ZTL
18.01.1981
Vermerk zu TÜV Bericht 2.12.1980, Nutzungsänderung für Räume der Müllverbrennung, keine Müllverbrennung mehr, sondern nur Müllbeseitigung mittels Container
(Bauakte Bd. 14)
08.09.1981
Brand in Kellerraum, gelagerte Luftfilter vernichtet, Elektroanlage geschädigt, Stahlbeton leicht angegriffen; Es befinden sich noch keine Tiere im Gebäude.
(Tagesspiegel 9.9.1981), statische Prüfung durch BAM, 20.3.1982
Januar 1982
Spindeltreppe zum Parkdeck, baupolizeiliche Abnahme
08.02.1982
Bauvorhaben beendet, Tunnel ist in Betrieb genommen (Bauakte Bd. 21)
27.02.1982
Eröffnung der ZTL, Ansprache von FU-Vizepräsident Prof. Dr. Friedrich Bschor (Institut
für Rechtsmedizin), 9 Uhr im Kurssaal, Begrüßung durch FU-Präsidenten Eberhard Lämmert, Vortrag Prof. Dr. Werner Wilk über tierschutzrechtliche Aspekte des Tierversuchs, Prof. Hans-Wolfgang Rheinhardt über Untersuchungen am Tier in der medizinischen Forschung und weitere Vorträge, abschließend Rundgang durch das Gebäude. Zur Eröffnung Demonstration gegen Tierversuche mit ca. 150 Teilnehmern
April 1982
Brandanschlag, vier Tierversuchsgegner werfen Molotowcocktails und Benzinkanister in das Gebäude, Sachschaden 45.000 DM, Prozess im Januar 1984 (Tagesspiegel)
Februar 1984
FU Entscheidung, unrentable Tierzüchtung zugunsten von Tierhaltung und Tierversuchen einzuschränken, zusammenhängende 1400 qm der 8740 qm sind ungenutzt und sollen extern vermietet werden (Tagesspiegel)
Mai 1984
Prof. Dr. Jürgen Brückner in FU-Info: Fehlplanung, Zentralisierung nicht durchzuführen, hohe Kosten von Personal und „Kostensteigerungen im Energiesektor“ in den
1970er Jahren außer Acht gelassen, „veränderter Bedarf der medizinischen Wissenschaft an Versuchstieren“, Leerlauf kostet annähernd jährlichen Forschungsetat der FU, Kuratorium: strikte Bindung an Haushaltsvorgaben, maximale Ausnutzung, Tierzucht einschränken, ungenutzte zusammenhängende Räume für Nutzung sperren (von 8500m2 bleiben vorerst 1500m2 gesperrt) (FU-Info 5/1984)
1984
66 Versuchsvorhaben durchgeführt, 41 aus dezentralen Bereichen dorthin verlagert, 6 dienen Aufzucht (läuft aus), 20% von Drittmitteln gefördert (FU-Info 5/1984)
Juli 1986
neue Fensteröffnungen in Räume der Gnotobiotik 2. OG, Westseite und am Südgiebel
2007
Umbau Räume im Kellergeschoss
2009
Debatte über Asbestverseuchung, Lüftungskanäle der Technikbereiche enthalten Asbest
2010
Tiere und Forschung werden aus dem Gebäude in neue Einrichtungen in Berlin-Buch verlagert
Juli 2020
letzte Tiere aus dem Gebäude, Beginn der Räumung von Ausstattung durch die Charité
Kostenentwicklung
FU Entscheidung, unrentable Tierzüchtung zugunsten von Tierhaltung und Tierversuchen einzuschränken, zusammenhängende 1400 qm der 8740 qm sind ungenutzt und sollen extern vermietet werden (Tagesspiegel)
Prof. Dr. Jürgen Brückner in FU-Info: Fehlplanung, Zentralisierung nicht durchzuführen, hohe Kosten von Personal und „Kostensteigerungen im Energiesektor“ in den
1970er Jahren außer Acht gelassen, „veränderter Bedarf der medizinischen Wissenschaft an Versuchstieren“, Leerlauf kostet annähernd jährlichen Forschungsetat der FU, Kuratorium: strikte Bindung an Haushaltsvorgaben, maximale Ausnutzung, Tierzucht einschränken, ungenutzte zusammenhängende Räume für Nutzung sperren (von 8500m2 bleiben vorerst 1500m2 gesperrt) (FU-Info 5/1984)
66 Versuchsvorhaben durchgeführt, 41 aus dezentralen Bereichen dorthin verlagert, 6 dienen Aufzucht (läuft aus), 20% von Drittmitteln gefördert (FU-Info 5/1984)
neue Fensteröffnungen in Räume der Gnotobiotik 2. OG, Westseite und am Südgiebel
Umbau Räume im Kellergeschoss
Debatte über Asbestverseuchung, Lüftungskanäle der Technikbereiche enthalten Asbest
Tiere und Forschung werden aus dem Gebäude in neue Einrichtungen in Berlin-Buch verlagert
letzte Tiere aus dem Gebäude, Beginn der Räumung von Ausstattung durch die Charité
Der Planungs- und Bauphase umfasste den Zeitraum vom Beginn der 1960er Jahre bis in die 1980er Jahre, damit waren Veränderungen der Bau- und Energiekosten und sich wandelnde Einschätzungen zur Tierzucht, Tierhaltung und zum Konzept der Zentralisierung verbunden. Mit der Wiedervereinigung 1990 gab es eine Neuordnung der Berliner Forschungslandschaft. Die geplante Gesamtfläche betrug 1968: 5.300 qm, 1981 dann: 6.700 m2 Nutzfläche, bei 13.100 m2 Technikfläche (FU-Info 1981).
1965/66 wurde bereits das Bauvolumen in der Planung um ein Drittel reduziert, um die Kosten von geschätzten 76 Mio DM auf 50 Mio DM zu senken (Tierlaboratorium 5, Berlin 1978, S. 12)
November 1968 Kostenschätzung für Vorentwurf: 4 Mio DM
November 1969 Kostenschätzung für „kleinen Mäusebunker“: 1,5 Mio DM
1969 Baukostenschätzung zum Bauantrag: gesamt 60 Mio. DM; Rohbaukosten: 9.432.624 DM, davon: ZTL: 53 Mio DM, Nutzfläche: 6.202,14 m2, Trafobereich: 7 Mio DM, Fläche: 1.213,55 m2
1973 Rohbau begonnen (Kosten für Gründung von 9 Mio auf 16,5 Mio Mark gestiegen) (FU-Info 25, 1975) April 1974 Schätzung: 89,1 Mio DM
1975 Schätzung: 93,7 Mio DM
Kostensteigerungen indexbedingt: 22,75 Mio DM, bautechnisch bedingt: 6,53 Mio DM, Programm- Erweiterung: 2,56 Mio DM, zusätzliche Baunebenkosten: 4,25 Mio DM, Indexsteigerung beträgt 5 Mio DM pro Jahr (FU-Info 1981)
1981 Abrechnung: 126,5 Mio DM
In der Werkliste von Gerd Hänska werden 134 Mio DM als Gesamtkosten genannt.
Beteiligte Personen
Gerd Hänska (1927–1996), bis 1960 Studium an der TU Berlin, Institut für Krankenhausbau, Assistent bei Peter Poelzig,1960-1964 Dozent an der Ingenieurschule für Bauwesen, Berlin, selbständiges Büro zusammen mit seiner Frau Magdalena Hänska ab 1960
Magdalena Hänska (1924–??), bis 1853 Studium an der HfBK Berlin, Entwurf und Mitarbeit an Projekten mit Gerd Hänska bis ca. 1975
Kurt Schmersow, Architekt, Mitarbeiter im Büro Hänska, hat als Architekt seit 1983 auch Bauten und Gehege im Berliner Zoo geplant
Peter Brinkert (1936-2014), war Partner und Mitarbeiter des Büro Hänska um 1967, zusammen mit Brinkert fertigte Hänska Entwürfe für die Großsiedlung am Zabel-Krüger-Damm
Bernd Johae, Architekt, wird genannt auf einem Plan für die Spindeltreppe zum Parkdeck, Januar 1982, Mitarbeiter im Büro Hänska bei Projekten der 1970er Jahre
Friedrich Doetsch, Bauphysiker, Bauleitung zusammen mit Gerd Hänska für das Projekt ZTL
Prof. Werner Paasch, statische Berechnungen für das Projekt ZTL
Prof. Dr. Michael Merkenschlager (1926-2012), Promotion im Juli 1952 an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München, ab Dezember 1966 Berater zum Bau der ZTL, 1967 Ruf an die FU, Direktor des Instituts für Versuchstierkunde und Krankheiten der Laboratoriumstiere, ab 1977 Inhaber des Lehrstuhls für Physiologie und Physiologische Chemie am Institut für Physiologie, Physiologische Chemie und Ernährungsphysiologie an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München
Prof. Dr. Nobert-Christian Juhr, 1977 bis 1980 kommissarischer Leiter der ZTL
Prof. Dr. Werner Wilk (1927-2012) wird 1980 Prof. an der FU und erster Direktor der ZTL
Quelle:
Aus: Wiese & Janik GbR: Vertiefende Untersuchungen 2020. Zentrale Tierlaboratorien der Freien Universität Berlin /heute Charité, sog. Mäusebunker, Krahmerstraße 6-12, 12207 Berlin Lichterfelde
Im Auftrag des Landesdenkmalamt Berlin, Klosterstraße 47, 10179 Berlin
Die kompletten Raumschalen sind inklusive der konzeptionellen Farbgebung und der Ausstattung zu erhalten und zu schützen. Jegliche Eingriffe sind mit den Denkmalschutzbehörden abzustimmen.
Kategorie 2 (grau)
Bauliche Veränderungen sind in größerem Umfang und in Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden möglich.
Die Fassaden sind vollumfänglich, einschließlich der Luftansaugrohre, der Türen und Fenster unter Kategorie 1 geschützt. Bei den Technikaufbauten auf dem Dach sind die baukörperwirksamen Elemente zu erhalten. Sämtliche Maßnahmen sind mit den Denkmalschutzbehörden abzustimmen.
Denkmalwerte Erläuterung
Zusammenfassung des denkmalfachlichen Erhaltungsinteresses.
Zentralen Tierversuchslaboratorien der Freien Universität Berlin.
Das Gebäude für die Zentralen Tierversuchslaboratorien entstand 1971–82 nach Plänen von Gerd und Magdalena Hänska für die Freie Universität Berlin.
Mit ihrem Entwurf gelang es den Architekten, die technischen und betrieblichen Herausforderungen einer hochkomplexen Bauaufgabe in einer eindrucksvollen Weise zu lösen. Der meisterhafte Umgang mit dem Material und die Zeichenhaftigkeit des Gebäudes machten den Forschungsbau weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. In der
(Fach-)Öffentlichkeit werden die Zentralen Tierlaboratorien als hervorragender Exponent einer brutalistischen Gestaltungsauffassung anerkannt und diskutiert.
Die im Februar 1982 in Betrieb genommenen Zentralen Tierlaboratorien sind bis heute in sehr gutem Zustand erhalten und vermitteln in hervorragender Weise den hohen Anspruch an die technische und architektonische Ausführung seiner Entstehungszeit.
In einem Interessenbekundungsverfahren sollen 2021 Perspektiven für eine neue Nutzung dieses einmaligen Forschungs- und Versuchsgebäudes entwickelt werden. Die Überführung in eine neue Nutzung ist aus denkmalpflegerischer Sicht eine Möglichkeit den Erhalt des Gebäudes auch zukünftig gewährleisten zu können. Um die mit einer Umnutzung verbundenen baulichen Eingriffe denkmalfachlich beurteilen zu können und den zukünftigen Umgang mit dem Denkmal möglichst berechenbar und strukturiert zu gestalten wurde im Rahmen einer vertiefenden Erfassung des Gebäudebestands die denkmalpflegerische Zielstellung in Form eines denkmalpflegerischen Bindungsplans mit detaillierten Kartierungen aller Geschossen und Fassaden erarbeitet.
In diesem Zusammenhang wurden die gesamte Gebäudehülle und sämtliche Innenräume erfasst und denkmalfachlich bewertet.
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass der Umfang an bauzeitlicher Substanz überragend ist. Fast sämtliche Bereiche sind mit den wandfesten Ausstattungen der Erbauungszeit überliefert.
Gebäudehülle:
Das Gebäude der Zentralen Tierlaboratorien ist ein solitärer Bau in markanter Form. Als langgestreckter Stahlbetonbau bildet er mit seinen geböschten Außenwänden und dem gestaffelten Kopfbereich mit Terrassenanlagen einen abgeschlossenen Baukörper. Dessen Querschnitt folgt der Grundform eines Pyramidenstumpfs. Die Ebenen sind durch einen Wechsel der Funktionen gekennzeichnet, reine Technikgeschosse wechseln sich mit Nutzgeschossen ab. Diese Struktur ist im Außenbereich in der Anordnung der weit auskragenden Luftansaugrohre in den Technikebenen und den Tetraeder-förmigen Gaubenfenster in den Nutzetagen ablesbar. Der horizontale Aufbau erfolgt in Achsen. Diese modularen Einheiten entsprechen außen der Breite der vorgefertigten Außenwandelemente und strukturieren im Inneren die Grundrisse aller Ebenen.
Zum Gebäude gehört eine unter den Terrassen- und Rampenvorbauten verborgene Trafostation mit Schalträumen.
Die in Sichtbeton ausgeführten Fassaden des skulptural wirkenden Baukörpers prägen das Stadtbild in einem besonderen Maß. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist daher das gesamte äußere Erscheinungsbild (die Kubatur, die Fassaden inklusive aller Ansaugrohre, Fenster und Türen sowie die Fortluftrohre und die Dachform der Kältezentrale) von besonderer denkmalpflegerischer Bedeutung und entsprechend zu erhalten.
Innenräume:
Die Organisation der Tierräume und Labore mit ihren Sauberkeitsbereichen, ihren Anforderungen an Lichtführung und Luftversorgung waren entscheidend für den Aufbau im Inneren. Diese Bedingungen führten zur Kombination der horizontalen Schichtung aus Technik- und Nutzgeschossen und fanden im modularen Aufbau nach Achsen eine geeignete Umsetzung für die Raumstruktur. Die dahinterstehende Idee war die Dezentralisierung der technischen Dienste für die Labore und Tierräume.
Im Wechsel der Funktionsebenen von Technikgeschossen und Nutzgeschossen wiederholen sich die wesentlichen Einrichtungen und Raumfolgen. Alle für die Labor- oder Tierräume notwendigen technischen Apparaturen und Leitungen finden sich in
ähnlicher Form und Anordnung in jedem der Technikgeschosse wieder.
Auch in den Nutzgeschossen ist der modulare Aufbau in den wiederkehrenden Raumfolgen und ähnlicher Organisation zu erkennen.
Singulär sind die Räume der Eingangsebene im Erdgeschoss, der Pförtnerbereich, Büros, der Kurssaal und Versorgungseinrichtungen.
Von besonderer denkmalpflegerischer Bedeutung sind daher einzelne prototypische Räume als Referenzbereiche, die sich weitestgehend im Originalzustand erhalten haben und anhand derer die ursprüngliche Funktionsweise des Gebäudes weiterhin nachvollzogen werden kann.
Darunter fallen folgende beispielhafte Bereiche:
- prototypische Flure oder Flurbereiche mit Schleusen und Treppenhäuser
- prototypische Diensträume wie Labore, Büros oder Aufenthaltsräume der Tierpfleger
- prototypische Tierräume fensterlos mit Fliesen oder Edelstahlblech verkleidet bzw. mit Gitterkäfigen
- besondere Technikräume oder Ausstattungen, die auf die ehem. Nutzung als Tierversuchslabor hinweisen
Ein prägendes Gestaltungsmerkmal ist das Farbkonzept mit seinen Zuordnungen für den blauen Technikbereich, dem grünen gemischten Nutzbereich und die gelben und roten Sauberkeitsbereiche.
In diesen Bereichen besteht der Anspruch, die überlieferte Bausubstanz mit allen Oberflächen und Ausstattungen und unter Beachtung des bauzeitlichen Farb- und Materialkonzeptes zu erhalten.
Denkmalpflegerisches Ziel ist es originale Erschließungspositionen und Wandverläufe erlebbar zu belassen. Zudem wird der Ansatz vorgeschlagen durch die Konzentration von Raumgruppen vorrangig im vorderen Bereich des Gebäudes einen zusammenhängenden Bereich im überlieferten Originalzustand zu erhalten, an dem die Funktionsweise des Instituts weiterhin erlebbar bleibt, anderseits aber auch Bereiche zu definieren in denen größere zusammenhängende Eingriffe in die Substanz möglich sind. Dies betrifft vorrangig untergeordnete Flurbereiche, Lager und sich wiederholende Raumabfolgen sowie überformte Räume und großflächige Technikinstallationen.
Der Bereich der Trafostation mit seinen Räumen im Erdgeschoss ist in Ausstattung und Anlage singulär und kann baugeschichtlich als durchaus eigenständiger erster Bauteil mit älterer Ausstattung identifiziert werden.
Der Innenausbau des Trafobereichs ist dabei in der ersten Phase noch stärker von den 1960er Jahren geprägt als der Hauptbau. Hier finden sich Ausstattungselemente der 1970er und beginnenden 1980er Jahre, an deren Erhalt ebenfalls ein Interesse besteht.
Eine Zusammenfassung vom 05.06.2021 von Björn Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
Gebietsreferent; Fachaufgaben der praktischen Bau- und Kunstdenkmalpflege in den Bezirken Steglitz-Zehlendorf und Reinickendorf inkl. Ordnungsaufgaben für Bauvorhaben der SPK; Diplomatische Vertretungen und Landesvertretungen in Steglitz-Zehlendorf, Querschnittsreferent Wohnungsbau
Geschichtliche, städtebauliche und künstlerische Bedeutung.
Landesdenkmalamt Berlin
Datum: 16.04.2021
Grundstück: Krahmerstraße 6-12,
In Steglitz-Zehlendorf Ortsteil: Lichterfelde,
Bezeichnung: Gebäudetyp-/Gartentyp: Hochschul- und Forschungsbau,
Bauzeit: 1971 bis 1982,
Architekt(en): Gerd und Magdalena Hänska Mitarbeiter Kurt Schmersow,
Zentrale Tierlaboratorien der Freien Universität,
Bauherr: Senator für Bau- und Wohnungswesen für Freie Universität
Planungs- und Baugeschichte
Das Gebäude für die Zentralen Tierlaboratorien (ZTL) der Freien Universität – heute: Forschungseinrichtungen für Experimentelle Medizin (FEM) der Charité – liegt am Ende der Krahmerstraße, die als Stichstraße vom Dorfanger Lichterfelde zum Westufer des Teltowkanals führt. Eingebettet in den südlichen Ausläufer des parkartig angelegten Freiraums am Kanal bildet es mit dem Klinikum Steglitz (1961-68) und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie (1969-74) eine einzigartige Gruppe von jüngeren Forschungs- und Gesundheitsbauten in der Berliner Bildungslandschaft, die in einem engen funktionalen und räumlichen Zusammenhang stehen.1
Die drei Großbauten wurden in den 1960er Jahren als humanmedizinisches Zentrum der Freien Universität geplant. Die sich an der Krahmerstraße gegenüberliegenden Zentralen Tierlaboratorien und das Institut für Hygiene und Mikrobiologie sind herausragende Beispiele einer in Sichtbeton ausgeführten Architektur der 1960er und -70er Jahre. Die beiden Forschungsbauten zeigen in ihrem Zusammenspiel zwei unterschiedliche Spielarten dieser Entwurfshaltung. Dem kraftvollen Bau der Zentralen Tierlaboratorien mit seinen geböschten Wänden, der abgetreppten Front zur Krahmerstraße und seinem betonierten Vorplatz, den schweren Betonfertigteilplatten der Fassaden sowie den vorgestreckten Lüftungsrohren begegnet das von Hermann Fehling und Daniel Gogel geplante Institut für Hygiene und Mikrobiologie auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit schwingenden Formen. Vis-à-vis zu den Tierlaboratorien spielten die beiden Architekten mit einer kunstfertig ausgeführten Brettschalung die Möglichkeiten des plastisch formbaren Materials aus. Zusammen mit der zeitgleich ausgeführten ‚Rostlaube‘, einem strukturalistischen Institutsgebäude für die Geistes- und Naturwissenschaften von Georges Candilis, Alexis Josic und Shadrach Woods am Universitätsstandort Dahlem, belegen die drei Großbauten am Teltowkanal den hohen Stand der Planungs- und Baukultur der Freien Universität in den 1960er und 1970er Jahren.2
Für die Zentralen Tierlaboratorien wurde im Mai 1965 von einer Kommission der Medizinischen Fakultät, Vertretern des Senators für Bau- und Wohnungswesen und den Architekten Gerd und Magdalena Hänska ein erstes Raumprogramm erarbeitet.3 Im Oktober 1967 lag ein Entwurf der Architekten vor, der die Grundlage für alle folgenden Planungsschritte bildete. Gerd Hänska (1927- 1996) hatte an der Technischen Universität Berlin Architektur studiert und nach der Mitarbeit bei seinem Lehrer Peter Poelzig ein eigenes Büro gegründet, das er gemeinsam mit seiner Frau Magdalena, später auch mit dem Sohn Thomas, betrieb. Erste Aufträge konnten die Architekten ab 1963 ausführen, Mitte der 1960er Jahre begann mit den Zentralen Tierlaboratorien eine kontinuierliche Arbeit an Forschungs- und Wissenschaftsbauten. Darunter der Ernst-Ruska-Bau für Elektronenmikroskopie des Fritz-Haber-Instituts (1972-74) und der Berliner Elektronenspeicherring für Synchrotronstrahlung BESSY 1 in Dahlem (1980-82), ein Tierlabor für das Institut der Immunbiologie in Freiburg (1979-82) oder das Institut für systematische Botanik der Freien Universität (1984-87). Während die von den Architekten angegebenen Baukosten dieser durchweg aufwendigen Projekte im ein- oder zweistelligen Millionenbereich verblieben, traten die Zentralen Tierlaboratorien aus dieser Kategorie nicht nur durch ihre Komplexität und Größe hervor, sondern auch mit einer hohen Bausumme, die im Projektverlauf auf 134 Millionen DM anstieg.4
Das Großprojekt stellte außergewöhnliche Herausforderungen an alle Planungsbeteiligten und bedurfte ständiger Nachjustierungen im technischen Konzept. In den Jahren 1976-77 kam es zu einem Baustopp, um angesichts stark steigender Kosten die Planungen und den bis dahin gemachten Baufortschritt zu hinterfragen. Während der Finanzsenator Klaus Riebschläger im Rohbau der Zentralen Tierlaboratorien Berlins „erste öffentliche Bauruine“ beklagte, erwartete Bausenator Harry Ristock eine Fertigstellung bereits im Jahr 1978. Schließlich sei es ein „mustergültiger Bau, der auf unserem Planeten nicht seinesgleichen hat.“5 Mit den Zentralen Tierlaboratorien hatte sich die Freie Universität für den Bau einer außergewöhnlichen und einzigartigen Anlage entschieden, für die in diesem Maßstab keine Vorbilder bekannt waren. Um Erfahrungen und Sicherheiten für den weiteren Planungsprozess zu gewinnen, wurden bis November 1968 Pläne für einen zweigeschossigen Versuchsbau an der Bäkestraße 7 ausgearbeitet. Erprobt wurde hier nicht allein die später am Hauptbau ausgeführte Technik, sondern auch die Raum- und Funktionsbezüge sowie die Gestaltung des Baukörpers mit seinen entwurfsbestimmenden Elementen und Materialien. Dieser als „kleiner Mäusebunker“ bekannt gewordene Versuchsbau, ein im Zusammenhang mit dem Hauptbau der Zentralen Tierlaboratorien aufschlussreiches Baudokument, wurde vor einigen Jahren abgerissen.
Mit der Berufung von Dr. Michael Merkenschlager aus München auf die Professur für Versuchstierkunde wurde das Raumprogramm von 1965 bis zum Baubeginn im Jahr 1971 mehrfach überarbeitet, funktionale und technische Änderungen eingebracht und der Entwurf jeweils angepasst.6 Die funktionale Widmung des Gebäudes und die Gestaltungsmaximen der Architekten blieben jedoch in allen Fällen bestehen: Der Bau sollte die versuchstierkundliche Grundlagenforschung von Merkenschlagers neuem Institut aufnehmen, die Züchtung und V ersorgung der Berliner Institute und Kliniken der Freien Universität mit V ersuchstieren sicherstellen und der Durchführung von Experimenten an lebenden Tieren dienen.7
Weil der Baugrund durch die Lage am Kanal nur landeinwärts ausreichend tragfähig war, wurde ein lang gestrecktes Baufeld entlang der Westgrenze des Grundstücks auswiesen. Die Zentralen Tierlaboratorien sollten dort den ersten Bauabschnitt bilden, der auf die nördlich gelegene Krahmerstraße ausgerichtet wurde. Später sollte das Gebäude nach Süden in Richtung Bäkestraße verlängert werden und die Institute für Pharmakologie und Gerichtsmedizin aufnehmen. Diese Erweiterung wurde allerdings nie ausgeführt. Die mit Schindeln verkleidete Südseite zeigt bis heute die nicht eingelöste Ausbauoption.8
Konstruktiv wurde die Erweiterung in Längsrichtung bereits vorbereitet: Die Tragstruktur bestand aus querliegenden Schotten in Ortbetonbauweise, die in den Technikgeschossen in wandartige Träger aufgelöst worden war. Im bestehenden Hauptachsmaß von 5.20 Metern hätte der Anbau der zwei weiteren Institute den Großbau verlängert, ohne Einfluss auf die bestehende Struktur, die Statik oder die Abläufe im laufenden Betrieb zu nehmen. Die langen Korridore, die zwischen den außenliegenden Experimentierräumen und den innenliegenden Tierräumen die Zentrale Tierlaboratorien durchziehen, hätten sich im Anbau fortsetzen lassen. Die Ansatzpunkte der Korridore zeichnen sich durch große Fenster in der schindelverkleideten Südfassade ab.
Die im Planungsprozess vorgelegten Arbeitsmodelle und Zeichnungen für die Zentralen Tierlaboratorien zeigen keine näheren Ausführungen zu der geplanten Erweiterung. Die stringente Struktur und die und die in der Nordfassade vorgesehenen Öffnungen legen nah, dass die skulpturale Qualität des großen Solitärs mit seinen reduzierten, aber präzise definierten Gestaltungselementen hier ihre Fortsetzung finden sollte. Für die Fassaden hatten die Hänskas nach ersten Versuchen mit diagonal gerilltem Betonplatten glatte Fertigteilplatten mit Innendämmung entwickelt, auf denen sich die feine Holzmaserung der Schalungsplatten abzeichnete. Die Betonplatten waren 2,60 Meter breit, geschosshoch und wurden in drei Ausführungsvarianten eingesetzt: als geschlossene Wandelemente, mit einer eingegossenen tetraederförmigen Gaube oder mit zwei Rohrauslässen für die Belüftung. Für die Eckausführung wurden geometrisch angepasste Sonderelemente angefertigt. Über den Außentüren des Gebäudes kamen akzentuierende Betontröge zum Einsatz, von den Fenstern des Instituts wurde das Regenwasser durch kräftige Betongesimse abgehalten, die das angesammelte Wasser durch eine rinnenartige Vertiefung zwischen zwei konsolartigen Trägern ableiten konnten.
Auf einer Grundfläche von 117 x 37 Metern scheint sich der kräftige Gebäudekörper bis zu einer Höhe von 23 Metern regelrecht aus dem Baugrund zu stemmen. Ein Effekt, der durch die geneigten Außenwände und die gestaffelte Nordfront des Gebäudes hervorgerufen wird.
Deutlich scheinen Parallelen des Entwurfs zu den Projekten des Schweizer Architekten Justus Dahinden auf, der seit den 1950er Jahren seine Häuser konsequent nach einer „Philosophie der Schräge“ gestaltet hatte. Seine Bauten, wie das Büro- und Wohngebäude ‚Ferrohaus‘ am Zürichsee (1965-70) oder das Freizeit- und Einkaufszentrum ‚Schwabylon‘ in München (1970-74), sollten wie Pyramiden aus dem Boden wachsen, wie ein Schild der Witterung trotzen und auf der Oberseite flach abgeschnitten werden. Dieser Form schrieb Dahinden eine besondere Erdverbundenheit zu, die zugleich Geborgenheit im Inneren vermitteln konnte.9 Seine Pyramiden, Zelthäuser und Hügelbauten interpretierte er als eine atavistische Grundform, eine „zum Himmel strebende Makrostruktur“, die den Menschen eine „Begegnung mit dem Kosmos“ anbieten konnte.10 Diese „Kosmoformen“, so Justus Dahinden in einer Erläuterung seiner Entwurfsabsichten, „orientieren sich nach oben zum Licht. Durch das Kippen der (üblicherweise) senkrechten Fassaden in die Schräge (auch Stufenbauten) vermindert sich die ‚Bedrohung‘ von Hochhaustürmen mit ihrer unbegrenzten Vertikalen für die Menschen, die darin wohnen oder sich zwischen ihnen aufhalten. Der Umraum von pyramidalen Kosmoformen wird weniger beschattet, die Bauten scheinen niedriger zu sein, als sie wirklich sind.“11
Die Zentralen Tierlaboratorien sind aus der Sichtweise Dahindens nicht als ein monumentaler „Mäusebunker“ zu verstehen, wie das Gebäude bis heute vielfach wahrgenommen und tituliert wird. Und auch die gebräuchliche Metapher eines wehrhaften „Panzerkreuzers“ mit herausgestreckten Kanonen entspricht diesen Intentionen nicht. Der hellblaue Anstrich der aus der Fassade der Zentralen Tierlaboratorien geführten Rohre zeigt vielmehr die Zuführung frischer Luft an, die das vollklimatisierte Gebäude durch die Rohre erhält.
Den spirituellen Grundton Dahindens schlugen Gerd und Magdalen Hänska in ihren Erläuterungen zum Projekt nicht an. Überzeugend waren die praktischen Vorteile, die sich aus der zeichenhaften Gebäudeform ergaben: Die um etwa sieben Meter nach Innen geneigten Dachkanten erlaubten einen Dispens in der Abstandsflächenregelung, durch den der Baukörper näher an die westliche Grundstücksgrenze gerückt und dadurch auf tragfähigem Untergrund platziert werden konnte.12 Zudem wollten die Architekten die vollklimatisierten Räume aus energetischen Gründen in einer möglichst kleinen Gebäudehülle unterbringen, für die sich in Annährung an einen halbkreisförmigen Gebäudequerschnitt die geböschten Außenwände und eine aus deren Neigung resultierende kleine Dachfläche anboten. Durch Ablufteinrichtungen, Kamine und Aufbauten entstand eine differenzierte Dachlandschaft, die den technisch determinierten Gebäudeentwurf ablesbar machte und für den Großbau die Lesart einer rieshaften Maschine mit komplexem Innenleben anbot. Eine Interpretation, mit denen die Zentralen Tierlaboratoren an zwei vielbeachtete Berliner Wissenschaftsbauten von Ludwig Leo heranrücken: die DLRG-Bundeslehr- und Forschungsstätte in Spandau (1969-1971) und den Umlauftank 2 der ehemaligen Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau in Charlottenburg (1969-1974). Der schon in den 1920er Jahren vieldiskutierten Idee von Bauwerken als Maschinen und funktionalen Leistungsträgern waren in den 1960er Jahren neue utopische Vorstellungen unterlegt worden. Die ab 1964 veröffentlichten Darstellungen von Ron Herrons ‚Walking City ‘ zeigen Großstrukturen in Bewegung und den Blick in eine neue Welt.13 Mit den Zentralen Tierlaboratorien verbanden die ‚Walking City‘ einige formale Elemente: Das über einen skulpturalen Baukörper gezogene Raster vorfabrizierter Fassadenplatten, wenige in die Großform eingeschnittene Fensterbänder und die aus der Fassade ragenden Röhren. Die Verwandtschaft zwischen beiden Konzepten wäre wohl noch stärker ausgeprägt, hätten Gerd und Magdalena Hänska einige ihre frühesten Entwurfsgedanken weiterverfolgt: Als Variante zu den geböschten Wänden dachten sie an einen halbrunden Gebäudequerschnitt, an Stelle der Betonplatten an eine Kunststoff- oder Metallverkleidung.14
Tatsächlich war das Projekt der Zentralen Tierlaboratorien in wesentlichen Zügen durch technische Aspekte bestimmt. Eine der Hauptaufgaben, die im Entwurf und der Konzeption der Betriebsabläufe zu lösen waren, bestand in einer leistungsfähigen Vollklimatisierung und der damit verbundenen Luftreinhaltung. Die Züchtung und Haltung der Versuchstiere und die Experimente verlangten einen hermetischen Abschluss nach Außen und zu einer Einteilung des gesamten Gebäudes in unterschiedliche und streng voneinander getrennte „Sauberkeitsbereiche“. Die höchsten Anforderungen stellte der SPF-Bereich (Specific-Pathogen-Free), der frei von allen Krankheitserregern gehalten werden musste. Um den hohen Hygienestandard zu halten, war der Zutritt in die Sauberkeitsbereiche nur über zentrale und dezentrale Schleusen mit Umkleiden und Duschen möglich; eine spezielle Schutzkleidung für das Personal und Geräte verblieben im Sauberkeitsbereich oder wurde durch Materialschleusen ein- und ausgeführt. Ein erhöhter Luftdruck stellte sicher, dass beim Öffnen der Schleusen die Raumluft aus den sensiblen Bereichen gedrückt wurde und durch die Strömung auch das Eindringen kleinster Verunreinigungen, Keime und Krankheitserreger verhindert wurde. Autoklaven und Tauchtanks dienten der Desinfektion von Geräten, Instrumenten und Käfigen.
In den im Gebäudeinneren gelegenen Tierräumen wurden sowohl Tiere gezüchtet als auch angekaufte Tiere gehalten. Jeder Tierraum war über die Klimatechnik einzeln anzusteuern und erlaubte einen kontrollierten 18- bis 20-fachen Luftwechsel pro Stunde. Die entlang der Außenwände angeordneten Experimentierräume waren auf einen mindestens 10-fachen Luftwechsel ausgelegt und erhielten – mehr zur Orientierung als zum Lichteintrag – fest verglaste Fenster. Um eine Blendung und Wärmeeinstrahlung auszuschließen, hatten die Architekten tetraederförmige Lichtgauben entwickelt, die in die Betonfertigteile der Fassade eingegossen wurden und ausschließlich nach Norden orientiert waren.15
Für die Versorgung alle Bereiche mit gereinigter Luft und technischen Medien entschieden sich die Architekten für ein dezentrales Konzept, in dem alle Geschosse unmittelbar und unabhängig voneinander angesteuert wurden. Das erlaubte kurze Leitungswege zu den versorgten Räumen und erleichterte die Inspektion und Desinfektion der Lüftungstechnik. Durch die aus dem Baukörper herausgeschobenen Ansaugrohre, ein wesentlicher Aspekt dieses Versorgungskonzeptes, konnte dem Gebäude Frischluft zugeführt werden, die nicht durch die Wärmestauzone vor den Fassaden beeinträchtigt war.
Für das dezentrale Versorgungssystem hatten die Architekten einen geschossweisen Wechsel von sogenannten „Programmräumen“ und reinen Technikgeschossen entwickelt. Beide Bereiche waren strikt getrennt und erhielten eine unabhängige Erschließung mit eigenen Treppen und Fahrstühlen, die nur im Havariefall verbunden werden durften. Die Techniker betraten das Gebäude im Kellergeschoss16, wo ihr Hauptarbeitsbereich mit Werkstätten, Lagern und einer zentralen Verbrennungsanlage untergebracht waren. Durch die fünf Technikgeschosse des Hauses bewegten sie sich, ohne mit den Experimentatoren und Tierpflegern in den vier Hauptgeschossen und den Programmräumen in Berührung zu kommen.
Die Experimentatoren wiederum konnten die Tier- und Versuchsräume des Gebäudes nur im Erdgeschoss über die zentralen Schleusen mit ihren Umkleidebereichen und den daran angeschlossenen Kann- und Zwangsduschen erreichen. Der Zutritt erfolgte über die Räume des Instituts für Versuchstierkunde, das zwei Geschosse an der Nordfront des Gebäudes einnahm und sich in der Fassade durch eine reguläre Befensterung abzeichnete.
Unterhalb des Instituts mit seinem Kurssaal, den Arbeitsräumen der Direktion und der Verwaltung sowie einer kleinen Kantine lagen unter Terrain zusätzliche Tier- und Versuchsräume. Einige Bereiche waren unter dem Parkdeck zum Außenraum im Süden orientiert, andere ausschließlich vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie zu nutzen und von dort mit einem Tunnel unter der Krahmerstraße zu erreichen.
Ebenfalls unter Terrain lag ein eigenes 30-kV-Umspannwerk mit drei Schalträumen und drei überirdisch aufgestellten Freilufttransformatoren.17 Die Zentralen Tierlaboratorien konnten auf diese Weise mit einer Ringleitung direkt von den Kraftwerken der BEWAG mit Strom versorgt werden. Der Großbau gehörte damit zur letzten Abschaltstufe in der Berliner Elektrizitätsversorgung und konnte selbst in diesem Fall noch über Notstromaggregate weiter genutzt werden. Diese aufwendige Absicherung des Betriebes belegt die herausragende Bedeutung der Zentralen Tierlaboratorien innerhalb der Berliner Wissenschafts- und Forschungsbauten. Selbst kurze Unterbrechungen in der Stromversorgung und ein damit verbundener Ausfall der technischen Anlagen konnte durch das Durchbrechen der Sauberkeitsstufen jahrelange Forschungsarbeiten und Langzeitstudien zunichtemachen.
Geschichtliche Bedeutung
Die Zentralen Tierlaboratorien der Freie Universität sind ein Wissenschaftsbau von internationaler Bedeutung. Erstmals wurde hier ein hochkomplexes und großes Institutsgebäude für Tierzucht und Tierexperimente konzipiert, das bis dahin ohne bekannte Vorbilder war. Der riesige Forschungsbau wurde dadurch selbst zu einem einzigartigen Forschungsobjekt, dem zur Gewinnung der benötigten Kenntnisse die Errichtung eines zweigeschossigen Probebaus in der benachbarten Bäkestraße vorausging.
Mit einem Planungsvorlauf von sechs Jahren und nach zehnjährigen Bauzeit konnte das Großprojekt im Februar 1982 abgeschlossen werden. Die Baukosten hatten sich in diesem Zeitraum stetig erhöht und überstiegen mit 134 Millionen DM den anfänglich geschätzten Kostenrahmen von 4 Millionen DM um ein Vielfaches.18
Das technisch hochkomplexe Konzept und die einzigartige architektonische Umsetzung der Zentralen Tierlaboratorien belegt mit dem benachbarten Klinikum Steglitz (1961-68) und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie (1969-74) den hohen Stand und Stellenwert der Planungs- und Baukultur der Freien Universität in dieser Zeit. In ihrer Funktionsweise und durch ihren baulichen Ausdruck sind die Zentralen Tierlaboratorien ein wichtiges Zeugnis für das Forschungsfeld der Human-Animal-Relations, das sich in einem transdisziplinären Verbund der Erforschung und Kenntlichmachung sich wandelnder Verhältnisse zwischen Mensch, Tier und Umwelt widmet.
Städtebauliche Bedeutung
Die Zentralen Tierlaboratorien liegen am Ende der Krahmerstraße, die als Stichstraße vom Dorfanger Lichterfelde zum Westufer des Teltowkanals führt. Im südlichen Ausläufer des parkartig angelegten Freiraums am Kanal bildet es mit dem Klinikum Steglitz und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie eine einzigartige Gruppe von jüngeren Forschungs- und Gesundheitsbauten in der Berliner Bildungslandschaft, die als humanmedizinisches Zentrum der Freien Universität in einem engen funktionalen und räumlichen Zusammenhang stehen.19
Mit dem an der Krahmerstraße gegenüberliegenden Institut für Hygiene und Mikrobiologie stehen die Zentrale Tierlaboratorien in einem in Berlin einmaligen räumlichen und gestalterischen Dialog. Die beiden Bauten zeigen in ihrem Zusammenspiel zwei unterschiedliche Spielarten einer kunstvoll in Sichtbeton ausgeführten Architektur der 1960er und -70er Jahre. Während die Architekten Fehling und Gogel mit dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie die plastische Formbarkeit von Beton durch einen aufwendig modellierten Gebäudekörper und schwingende Formen demonstrieren, ruhen die Zentralen Tierlaboratorien als geschlossene Form im verbindenden Grünraum am Ufer des Kanals. Mit seinen geneigten Wänden, dem nach Norden abgestufte Baukörper im Übergang zum terrassiert angelegten Vorplatz und der hervorragend detaillierten Betonfertigteilfassade entfaltet der Großbau in seinem Umfeld außergewöhnliche skulpturale Qualitäten. Introvertiert und erdverbunden vermittelt der kraftvolle Solitär den Ernst und den hohen Anspruch dieser hermetisch abgeschlossenen Forschungs-, Arbeits- und Lebenswelt.
Das vom Lichterfelder Dorfanger in die Krahmerstraße hineingeführte Appartementhaus – ab 1969 von den renommierten Architekten Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller geplant – schwingt in der Krahmerstraße in die Grundstückstiefe ein und bereitet auf diese Weise dem Zusammenspiel der beiden Institutsgebäude eine Bühne. Eine städtebauliche Geste, die den herausragenden Bauten in ihrem räumlichen und gestalterischen Zusammenspiel eine Referenz erweist. Eine Anerkennung, die umso mehr Gewicht erhält, weil Heinrich Sobotka und Gustav Müller 1952-54 mit dem ‚Henry- Ford-Bau‘ das architektonisch wie politisch bedeutsame Hauptgebäude der Freien Universität errichtet hatten.
Künstlerische Bedeutung
Mit ihrem Entwurf gelang es Gerd und Magdalena Hänska, die technischen und betrieblichen Herausforderungen der hochkomplexen Bauaufgabe in eindrucksvoller Weise zu lösen. Durch die wechselnde Aufeinanderschichtung der Technikgeschosse und der Ebenen mit Experimentier- und Tierräumen gliederten die Architekten die Zentralen Tierlaboratorien konsequent in dienende und bediente Bereiche. Im Gebäude wird das anspruchsvolle funktionale Programm kongenial in ein strukturelles Konzept übersetzt, in dem die betrieblichen und technischen Anforderungen baulich und räumliche organisiert und umgesetzt werden. Der Großbau ist mehr als eine Hülle um eine vorgegebene Nutzung; vielmehr werden die Zentralen Tierlaboratorien als riesenhafte Maschine selbst zum Träger und Medium der funktionalen Prozesse.
Die Zentrale Tierlaboratorien sind ein ebenso seltenes wie hervorragendes Beispiel einer skulpturalen Großform von hohem Wiedererkennungswert und zeichenhafter Klarheit. Die präzise Ausführung und Detaillierung der eindrucksvollen Betonfassade mit ihrer Regenwasserabführung, den tetraederförmigen Lichtgauben und ihren blauen Lüftungsrohren sind von selten erreichter Qualität und belegen den hohen künstlerischen Anspruch der Architekten.
Der meisterhafte Umgang mit dem Material und die Zeichenhaftigkeit des Gebäudes machten das Gebäude weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. In der (Fach-)-Öffentlichkeit werden die Zentralen Tierlaboratorien als hervorragender Exponent einer ‚brutalistischen‘ Gestaltungsauffassung anerkannt und diskutiert.20
Erhaltungsinteresse der Allgemeinheit
Die 1981 fertiggestellten und im Februar 1982 in Betrieb genommenen Zentralen Tierlaboratorien sind vermitteln in hervorragender Weise den hohen Anspruch an die technische und architektonische Ausführung seiner Entstehungszeit. Durch den bauzeitlichen Überlieferungszustand von der Baustruktur bis in den Innenausbau besitzt es eine hohe Integrität und Authentizität. Wenige, 1985/86 in die Außenhülle des Gebäudes eingeschnittene kleinformatige Fenster schmälern seine Erscheinung nicht.21
Die Aufnahme der Zentralen Tierlaboratorien in architektur- und institutionsgeschichtliche Publikationen zeigt die nachhaltige Beschäftigung der Fachdisziplinen mit diesem außergewöhnlichen Großbau. Die in und durch eine breite Öffentlichkeit geführten Diskussionen, durch Petitionen, Ausstellungen und die Berichterstattungen in Tageszeitungen, Fernsehsendungen sowie Anfragen aus dem politische Raum belegen aufgrund der geschichtlichen, städtebaulichen und künstlerischen Bedeutung den Zentralen Tierlaboratorien ein hohes Erhaltungsinteresse der Allgemeinheit.22
Fußnoten
1 Das Klinikum Steglitz der Freien Universität wurde 2012 in die Denkmalliste eingetragen. Das Institut für Hygiene und Mikrobiologie gehört mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin-Schmargendorf sowie dem Max-Planck-Institut für Astrophysik und dem European Southern Observatory (beide in Garching bei München) zu den bedeutendsten deutschen Wissenschaft- und Forschungsbauten. Vgl. Gruss, Peter; Klack, Gunnar; Seidel, Matthias (Hg.): Fehling + Gogel. Die Max-Planck-Gesellschaft als Bauherr der Architekten Hermann Fehling und Daniel Gogel, Berlin 2009.
2 Vgl. Kubicki, Karol; Lönnendonker, Siegward: Die Freie Universität Berlin 1948-2007. Von der Gründung bis zum Exzellenzwettbewerb, Göttingen 2008, S. 49 ff. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. B, Hochschulen, Petersberg 2004, S. 92 ff.
3 Vgl. Hänska, Gerd: Erläuterungsbericht zum Vorentwurf vom 22.05.1967, Bauaktenarchiv Steglitz-Zehlendorf, Krahmerstraße 6-12, Bd. 3, ZTL, Baubescheid / Bauvorlage. Im Raumprogramm wurde aufgrund der ‚Insellage‘ Westberlins der Zucht von Versuchstieren ein besonderer Stellenwert beigemessen.
4 Alle Angaben aus der Werkliste des Architekturbüros Gerd und Thomas Hänska, 2005. Die Chronik der FU Berlin gibt als Baukosten für die Zentralen Tierlaboratorien 126,5 Millionen DM an. Vgl. http://web.fu-berlin.de/chronik/chronik_1970-1988.html (abgerufen am 19.06.2019, 8:21 Uhr)
5 Vgl. Riebschläger in FU-Info 25/75; Ristock in Tagesspiegel, 20.09.1975.
6 Michael Merkenschlager (1926-2012) wurde im Juli 1952 an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München promoviert. 1967 nahm er den Ruf der Freien Universität an und leitete für zehn Jahre das Institut für Versuchstierkunde und Krankheiten der Laboratoriumstiere. Als es 1975 zu einem Baustopp kam, schien das gesamte Projekt gefährdet. Merkenschlager verließ Berlin und übernahm 1977 den Lehrstuhl für Physiologie und Physiologische Chemie an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
7 Hänska, Gerd: Erläuterungsbericht und Baubeschreibung zum Entwurf vom 10.12.1968, Bauaktenarchiv Steglitz-Zehlendorf, Krahmerstraße 6-12, Bd. 6, ZTL, Lagepläne / Schnitte.
8 Hänska, Gerd: Erläuterungsbericht zum Vorentwurf vom 22.05.1967, Bauaktenarchiv Steglitz-Zehlendorf, Krahmerstraße 6-12, Bd. 3, ZTL, Baubescheid / Bauvorlage.
9 Vgl. Dahinden, Justus: Architektur, Stuttgart, Zürich 1987, S. 80.
10 ETH-Bibliothek (Hg.): Justus Dahinden. Mensch und Raum, Stuttgart, Zürich 2005, S. 26.
11 Ebd., S. 28.
12 Hänska, Gerd: Erläuterungsbericht zum Vorentwurf vom 22.05.1967, Bauaktenarchiv Steglitz-Zehlendorf, Krahmerstraße 6-12, Bd. 3, ZTL, Baubescheid / Bauvorlage.
13 Vgl. Sadler, Simon: Archigram. Architecture without Architects, Cambridge, London, 2005, S. 24 ff.
15 Hänska, Gerd: Erläuterungsbericht zum Vorentwurf vom 22.05.1967, Bauaktenarchiv Steglitz-Zehlendorf, Krahmerstraße 6-12, Bd. 3, ZTL, Baubescheid / Bauvorlage.
16 Die Geschossbezeichnungen wurden im Planungsverlauf mehrfach geändert. Alle im Erläuterungsbogen benutzten Bezeichnungen entsprechen den Festlegungen in den Bestandszeichnungen, die 1981, nach der Fertigstellung des Gebäudes, von den Architekten angefertigt wurden. Vgl. Bauaktenarchiv Steglitz-Zehlendorf, Krahmerstraße 6-12, Bd. 20, ZTL, Bestandszeichnungen.
18 Die Angabe stammt aus der Werkliste des Architekturbüros Gerd und Thomas Hänska, 2005. Die Chronik der FU Berlin gibt als Baukosten für die Zentralen Tierlaboratorien 126,5 Millionen DM an. Vgl. http://web.fu-berlin.de/chronik/chronik_1970-1988.html (abgerufen am 19.06.2019, 8:21 Uhr)
19 Das Klinikum Steglitz der Freien Universität wurde 2012 in die Denkmalliste eingetragen. Das Institut für Hygiene und Mikrobiologie, seit dem 13.01.2021 in der Berliner Denkmalliste aufgenommen, gehört mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin- Schmargendorf sowie dem Max-Planck-Institut für Astrophysik und dem European Southern Observatory (beide in Garching bei München) zu den bedeutendsten deutschen Wissenschaft- und Forschungsbauten. Vgl. Gruss, Peter; Klack, Gunnar; Seidel, Matthias (Hg.): Fehling + Gogel. Die Max-Planck-Gesellschaft als Bauherr der Architekten Hermann Fehling und Daniel Gogel, Berlin 2009.
20 Vgl. beispielsweise Rave, Rolf; Knöfel, Hans-Joachim; Rave, Rolf: Bauen der 70er Jahre in Berlin, Berlin 1981; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. B, Hochschulen, Petersberg 2004, S. 119 f, S. 298; Schilling, Martina (Hg.): Freie Universität Berlin – Ein Architekturführer zu den Hochschulbauten, Berlin 2011, S. 189 f; Buttlar, Adrian von; Wittmann- Englert, Kerstin; Dolff-Bonekämper, Gabi (Hg.): Baukunst der Nachkriegsmoderne, Berlin 2013, S. 150 f.; Elser, Oliver; Kurz, Philip; Cachola Schmal, Peter (Hg.): SOS-Brutalismus. Eine internationale Bestandsaufnahme, Zürich 2017, S. 474 f.
Der Begriff ‚Brutalismus‘, Mitte der 1950er Jahre in einem Essay des englischen Architekturtheoretikers Reyner Banham dem Architekten Hans Asplund als Wortschöpfung zugeschrieben und 1966 durch Banhams Buch „The New Brutalism“ bekannt geworden, umreißt heute als Sammelbegriff zumeist in rohem Beton, dem béton brut, ausgeführte Bauten mit zur Schau gestellten Konstruktionselementen und zeichenhafter Erscheinung. Die Rezeptions- und Begriffsgeschichte ist durch Unschärfe und Vieldeutigkeit geprägt. Vgl. Banham, Reyner: The New Brutalism, 1966; Joedicke, Jürgen: Brutalismus in der Architektur; in: Bauen + Wohnen, 11, 1964, S. 421 ff.
21 Saar, Heinz: Bericht zur Prüfung der statischen Unterlagen für die Herstellung von Fensteröffnungen im Gebäude der Zentralen Tierlaboratorien der FU Berlin vom 10.12.1985, Bauaktenarchiv Steglitz-Zehlendorf, Krahmerstraße 6-12, Bd. 5a, ZTL, Schriftverkehr.
22 Veranstaltungen und Ausstellungen: Deutsches Architekturmuseum: #SOS Brutalism – Rettet die Betonmonster, Ausstellung im DAM, Frankfurt am Main 2017/18; Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Geschichte der Medizin: Von Menschen, Mäusen und Monumenten. Zur Geschichte der Tierlaboratorien an der Freien Universität, Berlin 05.11.2018; Binko, Sim; Jütemann, Andreas; Klack, Gunnar; Torkar, Felix: Lange Nacht des Brutalismus, Berlin 15.96.2019.
Presse und Berichte: Buchholz, Boris: Mehr Denkmalschutz: Für den Mäusebunker ist eine Voranfrage auf Denkmalschutz eingereicht; in: Tagesspiegel, 24.05.2018; Mead, Nick van: Brutalist buildings under threat; in: The Guardian, 27.02.2019; Rabe, Karla: FU- Tierversuchslabor soll unter Denkmalschutz gestellt werden; in: Berliner Woche, 18.03.2019; Ohmann, Oliver: Abriss oder Denkmalschutz für den Mäusebunker; in: Berliner Zeitung, 21.03.2019; Medebach, Johannes: Rettung für den Mäusebunker?; in: Moderne Regional, 27.03.2019; Klack, Gunnar: Mäusebunker Tierversuchslabor, FU Berlin; in: Stiftung Denkmalschutz Berlin, Bürger für Denkmale, 03.2019.
Literatur:
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. B, Hochschulen, Petersberg 2004, S. 119 f, S. 298.
Buttlar, Adrian von; Wittmann-Englert, Kerstin; Dolff-Bonekämper, Gabi (Hg.): Baukunst der Nachkriegsmoderne, Berlin 2013, S. 150 f.
Elser, Oliver; Kurz, Philip; Cachola Schmal, Peter (Hg.): SOS-Brutalismus. Eine internationale Bestandsaufnahme, Zürich 2017, S. 474 f.
Gaede; Peter-Matthias: Ein Platz für viele Tiere; in: Geo, 11, 1984, S. 149 f.
Jaeger, Falk: Bauen in Deutschland. Ein Führer durch die Architektur des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik und in West-Berlin, Stuttgart 1985, S. 48.
Kleihues, Josef Paul; Becker-Schwering, Jan Gerd; Kahlfeldt, Paul (Hg.): Bauen in Berlin 1900- 2000. Berlin 2000, S. 318.
Rave, Rolf; Knöfel, Hans-Joachim; Rave, Rolf: Bauen der 70er Jahre in Berlin, Berlin 1981.
Schilling, Martina (Hg.): Freie Universität Berlin – Ein Architekturführer zu den Hochschulbauten, Berlin 2011, S. 189 f.
Landesdenkmalamt Berlin
Datum: 16.04.2021
Farbkonzept
Farbkonzept
Ein auffälliges Gestaltungsmerkmal der ganzen Anlage ist das Farbkonzept.
Schon im Außenbereich fallen die blau gefassten Metalloberflächen an Zaunanlagen, Leuchten, an den Luftansaugrohren und den Türen auf.
Die Farben fungieren dabei als Leitsystem, passend zur funktionalen Organisation des Gebäudes. Aus Gründen der für die Forschungsräume notwendigen Sauberkeit und Hygiene sind diese von normalen Büros oder den technischen Anlagen strikt getrennt. Durch das Farbkonzept sind alle Bereiche somit für die Nutzer, das Forschungs-, Technik- und Tierpflegepersonal deutlich gekennzeichnet.
Dunkelblau dominiert im Technikbereich. Die Farben Gelb und Rot stehen für die sauberen Bereiche der Forschungsabteilungen. Grün ist als Mischfarbe im Gegensatz zu den Grundfarben, den von unterschiedlichen Nutzungen bestimmten Bereichen zugeordnet. Zum Grün gehört der Farbton Blaugrün, der im Trafobereich und vor allem an Türen und Fenstern eingesetzt wurde.
Die Wegeführung im Haus ist mit Fluren, Treppenhäusern und Aufzügen so angelegt, dass Zugänge und Übergänge zwischen normalen, bzw. technischen Arealen und Sauberkeitsbereichen nur über Schleusen gegeben sind. Da aus Sicherheitsgründen oder in Sonderfällen zur Montage, direkte Verbindungen zwischen diesen Sphären notwendig sind, treffen jedoch auch unreine Treppenhäuser oder Aufzüge mit Türen oder Notausgängen auf Sauberkeitsareale. Farblich ist dies sofort deutlich durch z.B. saphirblaue Türen der Technikgeschosse im Treppenhaus T6 des Sauberkeitsbereichs „Gelb“. Dies wird auch deutlich beispielsweise mit den saphirblauen Türen des technischen Aufzugs F3 in den Sauberkeitsbereichen des Erdgeschoss und des 2. und 4. Obergeschosses.
Zum Farbkonzept gehört auch die großformatige Beschriftung an Türen zu neuen Bereichen, Aufzügen und Treppenhäusern oder an Wänden im Bereich der Aufzüge. Sie ist stets in weißen, serifenlosen Versalien gehalten.
Die Sauberkeitsbereiche sind mit den Grundfarben Gelb und Rot unterschieden. Der Sauberkeitsbereich „Gelb“ zeigt in den Fluren Spaltfliesenreihen als Wandstreifen in Gelb (Buchtal 854), die Wände sind mit weißen Spaltplatten (Agrob 304) belegt. Die Türfarbe
im gelben Bereich ist „Zinkgelb“ (RAL 1018) oder „Goldgelb“ (RAL 1004), der Fußboden trägt einen Epoxydharz-Anstrich in „Sandgelb“ (vdw 1204-13), der Fußboden in den gelben Schleusen ist wiederum „Goldgelb“ gestrichen (RAL 1004).
Der Zugang zum roten Bereich ist über Schleusen vom gelben Flur aus möglich. Sauberkeitsbereich „Rot“ zeigt neben den weißen Spaltfliesen (Agrob 304) einen roten Streifen aus einer Fliesenreihe in „Orange“ (Buchtal 141). Die Farbe der Schleusentüren und des Fußbodens in den Schleusen ist „Pastellorange“ (RAL 2003). Der Boden des übrigen roten Sauberkeitsbereichs ist mit einem Epoxydharz in „Elfenbein“ (vdw 1234-04) beschichtet.Technikbereiche und offene Bereiche im Kellergeschoss tragen als Leitfarbe das dunkle Saphirblau. Treppengeländer, die Stahltüren der Treppenhäuser, Aufzugstüren und weitere Türen oder Metallelemente sind in diesem Farbton gefasst. Auch die nur in den Technikgeschossen des Baus vorhandenen Luftansaugrohre, die aus den Außenwänden ragen, sind in diesem Blau gehalten. (RAL 5003 „Saphirblau“) Der Fußboden in Technikgeschossen ist in „Betongrau“ (Epoxydharz vdw 1000-02) oder „Mausgrau“ (RAL 7005, Dinova Fußbodenfarbe) getrichen. Die Wände tragen einen staubbindenen weißen Anstrich.
Das Foyer im Erdgeschoss, der nachfolgende Flur zur Erschließung der Verwaltungs-, Büro- und Diensträume und auch der nördliche Flur im 2. Obergeschoss, der Labor- und Forschungsräume verbindet, zeigen eine Farbgestaltung in Grün. Diese Bereiche sind keiner besonderen Sauberkeitsstufe zugeordnet. Die Wände der Flure sind hier in „Olivgelb“ (RAL 1020) gehalten, kombiniert mit einem grünen, geflammten PVC-Bodenbelag. Die Türen haben die Farbe „Grauweiß“ (RAL 9002).
Die Fensterrahmen am Gebäude, fest eingebaute Gaubenfenster, quadratische Fenster und die Türen des Aufzugs F1 zeigen die Farbe „Blaugrün“ (RAL 6004).
Das Farbkonzept ist als ästhetisch wirksames Element für die stark von funktionalen Überlegungen geprägte Architektur der Zentralen Tierlaboratorien von Gerd Hänska hervorzuheben. Das Farbkonzept für das KG ist in den überlieferten Planunterlagen (Nachlass Gerd Hänska - Sammlung Thomas Hänska, Berlin) mit detaillierten Farbangaben der RAL- Farbskala dokumentiert.
Die bauzeitliche Farbfassung, die sich fast vollständig erhalten hat, wurde durch eine restauratorische Farbbefunderhebung durch Dipl.-Rest. Stefan Grell, Berlin mit mikroskopischen Querschliffen nachgewiesen.
Farbuntersuchung
Für die restauratorische Untersuchung wurden acht Objektbereiche (siehe Datenblätter) ausgewertet, die ein repräsentatives Ergebnis für die Erfassung der einzelnen Farbleitsysteme liefern. Dieses findet sich in den originalen Bauplänen als Angabe der RAL-Farbskala.
Befundlage
Im Bereich des Foyers, das in den 1980er Jahren durch einen Brandanschlag beschädigt wurde, finden sich zwei Renovierungsanstriche, die immer den identischen Farbton aufgreifen. Der im Befundteil angegebene Grünwert entspricht RAL 1020 Olivgelb.
Die Stahltür im gelben Bereich zeigt einen Renovierungsanstrich im identischen Gelbton, der als RAL 1018 angegeben ist. Die heute graue Zarge der Labortür (IV/44) ist hier abweichend ursprünglich grün angelegt gewesen.
Die Außenwand des Labors weist nur einen weißen Anstrich der fein gespachtelten Wand auf.
In den Treppenhäusern sind ebenfalls farbliche Differenzierungen ersichtlich. So sind die Fenster in einem Blaugrün angefertigt (RAL 6004), die Geländer in T4 zeigen abweichend bauzeitlich einen grauen Erstanstrich. In T6 ist die heutige gelbe Sichtfassung der Bauzeit zuzuordnen (entspricht RAL 1018).
Bei der Analogsondierung konnte im westlich vom Foyer abgehenden Treppenhaus T2 für das Treppengeländer ein grüner Farbton festgestellt werden. Im Außenbereich lässt sich für die Luftansaugrohre feststellen, dass auch hier die dunkelblaue Sichtfassung der bauzeitlichen Farbgebung entspricht. Durch Schmutzablagerungen wirkt der als RAL 5003 angegebene Farbwert heute deutlich heller. An der Außenanlage ist als Erstfassung ein hellgrüner Anstrich auf der Zaunanlage nachweisbar, der auf bauzeitlichen Fotografien nicht zu erkennen ist. Die Zaunanlage wurde vermutlich zeitnah (noch während der Baumaßnahmen) Blau gefasst.
Aus: Wiese & Janik, Büro für Denkmalpflege: Zentrale Tierlaboratorien der Freien Universität Berlin / heute Charité sog. Mäusebunker. Vertiefende Untersuchungen, 2020
Im Auftrag des Landesdenkmalamtes Berlin
Bereiche: Arbeit, Technik, Sauberkeit
Glossar der baulichen Realitäten
Die Realitäten und Potenziale des Bestands
In den Werkstätten zum Modellverfahren Mäusebunker werden vielschichtige und komplexe Untersuchungen zum architektonischen und denkmalwerten Bestand, zum städtebaulichen Kontext und Bedarf diskutiert und bewertet.
In der ersten Werkstatt wurden im Schwerpunkt die baulichen und denkmalwerten Parameter für die Umgestaltung des Mäusebunkers zusammengefasst.
Die Erkenntnisse daraus zeigen die Realitäten und Potenziale des Bestands und werden hier in Form eines Glossars benannt, das laufend fortgeschrieben wird.
Abluftschächte
Die bestehenden Abluftschächte der originalen Haustechnik können, zusammen mit den Belüftungsrohren, benutzt werden, um eine natürliche Belüftung des Inneren zu gewährleisten. Dabei muss die zulässige maximale Anzahl von Menschen beachtet werden, die sich in den unterschiedlich gut belüfteten Räumen aufhalten dürfen.
Abschnitte
Der Mäusebunker ist in fünf – im Grundriss ungefähr gleichlangen – Abschnitten gebaut. Diese sind statisch und brandschutztechnisch voneinander unabhängig und können auch mit geringem Aufwand einzeln erschlossen werden. Lediglich der Abschnitt vor dem Abschnitt, der das Gebäude im Süden abschließt, verfügt über kein eigenes Treppenhaus. Es muss geprüft werden, ob im Brandfall alle Abschnitte genügend Fluchtwege aufweisen. Die Abschnitts-Struktur ermöglicht methodisch-technisch unterschiedliche Eingriffe und Nutzungen. Sie können auch zeitlich versetzt bearbeitet/entwickelt werden.
Belüftungsrohre
Die Technikgeschosse, die mit den Nutzgeschossen alternieren, werden in der Außenfassade sichtbar, da die einzigen hier befindlichen Öffnungen der Fassade die blau gestrichenen Lüftungsrohre der mechanischen Vollklimatisierung sind. Zusammen mit den Abluftschächten können diese Rohre Teil eines natürlichen bzw. hybriden Belüftungssystems werden.
oder passender: „unbequemes Kulturerbe“. Das ethische Dilemma bei Tierversuchen – also das Leiden der Versuchstiere in Kauf zu nehmen, um Wissen zu generieren, das menschliches Leid zu lindern hilft – wurde immer schon thematisiert, wenngleich die öffentliche Kontroverse darüber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts enorm zugenommen hat. Jedoch scheint im Mäusebunker noch etwas Allgemeineres zum Monument geworden (Denkmalwerte): nämlich ein instrumenteller oder extraktionistischer Zugriff auf die natürliche Umwelt, der sie einzig als Ressource zum menschlichen Wohl oder Fortschritt ausbeutet. Dieser „unbequeme“ Grundpfeiler der Moderne wird heute unter Stichworten wie Anthropozän, Kapitalozän oder Technosphäre u.a. problematisiert.
Denkmalwerte
Das Gebäude der Architektengemeinschaft Gerd und Magdalena Hänska zeichnet sich durch eine Einheit von Funktionalität und Zeichenhaftigkeit aus, die ihm einen besonderen künstlerischen Wert verleiht. Es stellt ein beeindruckendes Denkmal der technikgläubigen Moderne dar. Im Ensemble mit dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie (Fehling und Gogel) zeigt die Architektur eine kontrastierende brutalistische Gestaltungsauffassung. Die Bauten dokumentieren die Bedeutung der Sektoren Wissenschaft und Forschung für den Ressourcenaufbau West-Berlins im Kalten Krieg.
Decken
Die Decken über den Technik- und Nutzgeschossen ermöglichen mit kalkulatorischen Nutzlasten von 5 resp. 7,5 kN/m2 ein relativ breites Nutzungsspektrum. Andererseits schränkt die geringe lichte Höhe von 2,25 m die Nutzbarkeit der Technikgeschosse stark ein. Das System der im Gebäude quer durchlaufenden →Schotten gewährleistet, dass die Traglasten über verschiedene Pfade abgeführt werden können (die ggfs. ertüchtigt werden müssen). Dadurch ist möglich, die Decken zu entfernen und andere Raumtypologien zu entwickeln.
Erschließung
7 Treppenhäuser und 6 Aufzüge gewährleisten eine vertikale Erschließung von vier der fünf Abschnitten des Gebäudes. Der vom Norden aus gesehene vierte Abschnitt verfügt über kein eigenes Treppenhaus. Bei interner Trennung der Abschnitte bleibt zu prüfen, ob die Fluchtwege im Brandfall genügen und wie hoch der Aufwand der Erschließung von außen ist, einschließlich der Auswirkung auf den Denkmalwert der →Fassade und Kubatur.
Fassade
Die Fassade besteht aus geschosshohen, vorgefertigten, kerngedämmten Stahlbeton-Sandwich-Platten, die auf herausbetonierte Konsolen gestellt wurden und deren Lage mittels Winkel gesichert wird. Die Fassadenwände sind in Längsrichtung und am Kopfbau auch auf der Schmalseite um 18,5° aus der Senkrechten geneigt. Ihre Gestalt wird an den Längsseiten geprägt von tetraederförmigen, nach Norden orientierten Gauben mit Fenstern in den Nutzgeschossen und von blauen, auskragenden Belüftungsrohren in den Technikgeschossen. Zwischen den Paneelen besteht eine waagrechte Fuge, die aus heutiger Sicht eine unerwünschte Wärmebrücke sowie eine potenzielle Schwachstelle in der Resilienz der Fassade darstellt.
Fenster
Der hermetisch wirkende Baukörper wird am Kopfbau von großformatigen Fenstern durchbrochen, an den Seitenwänden der →Fassade in den Nutzgeschossen befinden sich tetraederförmige Gauben, in deren Nordseiten nicht zu öffnende Fenster sitzen. In den außen liegenden Treppenhäusern befinden sich außerdem wenige kleine quadratische Fenster. An der Westseite wurden 1986 zwei und an der Südfassade vier zusätzliche längsrechteckige Fenster eingebrochen.
Gründung
1971 wurden 1.300 Spannbeton-Rammpfähle in das Schwemmland der Liegenschaft am Teltowkanal gesetzt und deren einzelne Gruppen durch Stahlbeton- Rostbalken verbunden. Die Belastbarkeit der Pfähle wurde vor dem Bau der Tiefkeller geprüft. Bei allen künftigen Eingriffen ist zu beachten, dass die Traglasten gleichmäßig auf diese Pfahlgründung abgeführt werden.
Schadstoffe
Im Gebäude sind die bauzeittypischen Schadstoffe Asbest, PAK, KMF und PCB verbaut. Die Hauptbelastung liegt in den technischen Einbauten der mechanischen Belüftung. Das Gebäude ist z.Zt. nur mit Schutzanzügen begehbar. Es ist zu prüfen, ob die Schadstoffe bei einer Umnutzung des Mäusebunkers im gleichen Maß (also total) beseitigt werden müssten – wie vor einem Abriss des Gebäudes. Die Übernahme der Kosten der Schadstoffbeseitigung bleibt vorerst unklar, sind aber als ohnehin anfallende Kosten zu sehen.
Tragwerk
Das Tragwerk des Stahlbetonbaus ist ein auf einer Pfahl Gründung errichteter Schottenbau. Dabei sind die fünf Abschnitte des Gebäudes in statischer Hinsicht voneinander unabhängig. Die Schotten sind in einem Abstand von 5,10 m gesetzt, vor den Trennwänden der Abschnitte beträgt der Abstand z.T. nur 2,60 m. In den Nutzgeschossen bestehen die Schotten aus 15 cm dickem Stahlbeton, in den Technikgeschossen werden sie als 1,50 m lange und 25 cm dicke, wandartige Stützen fortgeführt. Die Aussteifung wird in Längsrichtung von den Flurwänden der Nutzgeschosse gewährleistet. Quer wird das Tragwerk durch die zahlreichen Kerne (Treppenhäuser / Schachtanlagen) ausgesteift.
Mehr erfahren und das komplette Handbuch zu den strategischen Werkstätten im Modellverfahren Mäusebunkerhier downloaden.
Verwertete Unterlagen / vorhandenes Asbestgutachten
Gegenstand des Gutachtens ist die Untersuchung des o.a. Gebäudes auf schadstoffhaltige Bauteile und Produkte. Diese sind auf die folgenden Stoffe begrenzt: Asbest, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), künstliche Mineralfasern (KMF), polychlorierte Biphenyle (PCB).
Die überwiegenden Trennwände und die Fassadenteile des Gebäudes sind in einer Stahlbetonkonstruktion hergestellt. Die Dusch- und Schleusenbereiche wurden auf einer kunststoffvergüteten Rabitz-Konstruktion aufgebaut.
Die schrägen Fassaden wurden mit vorgehängten Sandwichelementen bekleidet. Die senk- rechten Betonfassaden sind mit Asbestzentschindeln und einer Polysterol- Dämmung bekleidet.
Das Gebäude ist horizontal wechselnd, konsequent in Nutzungs- und Technikebenen gegliedert.
Die Technikebenen wurden grundsätzlich als gestrichene Betonkonstruktionen ausgeführt. Die Labor- und Büroebenen wurden, neben den funktionsbedingten Auskleidungen durch Fliesen und Edelstahl, vollflächig verspachtelt und gestrichen. Analog sind alle vorhandenen Treppenräume ebenfalls verspachtelt und gestrichen. In den Techniktreppenhäusern sind le- diglich die Wandflächen gespachtelt.
Alle Bodenflächen der Labore sind entweder gefliest oder mit einem Kunstharzanstrich aus- gestattet. Lediglich Teile der Büroflächen weisen Kunststoffbeläge auf. Die Technikebenen sind grundsätzlich mit einem unbeschichteten Nutzestrich ausgestattet.
ZUSAMMENFASSUNG SCHADSTOFFSANIERUNG
Vor Durchführung des Abbruches, oder auch eines grundlegenden Umbaus zur weiteren Nutzung, ist eine umfängliche Schadstoffsanierung durchzuführen.
Asbesthaltige Wand- und Deckenflächen / Spachtelmassen
Die kostenmäßig wesentlichste Asbestbelastung des Gebäudes ergibt sich aus den in allen Laborebenen vorhandenen asbesthaltigen Spachtelmassen. Diese wurden durchgehend so- wohl auf den Wand- als auch den Deckenflächen aufgebracht.
Die durchgeführte Beprobung ergab einen annähernd durchgängig positiven Befund.
Alle o.a. Flächen sind daher ohne Ausnahme als asbestbelastet einzustufen.
Die ebenfalls asbestbelasteten Schleusen und Duschbereiche können nur gesamt entsorgt werden.
Asbesthaltige Lüftungskanäle
Im Gebäude wurde bereits Asbestsanierungen in den Lüfterzentralen durchgeführt. In diesem Zusammenhang wurden die teilweise deutlich beschädigten, aus asbesthaltigen Leichtbauplatten bestehenden Lüftungskanäle ausgebaut und entsorgt.
Die im Gebäude verbliebenen asbesthaltigen Lüftungskanäle befinden sich u.a. auch in den Versorgungsschächten. Hier ist eine klassische Asbestsanierung mit entsprechender Luftführung und Unterdruck durchzuführen. Erschwerend wirkt sich hier die erforderliche Gerüststellung bzw. entsprechende Sicherungsmassnahmen in Bezug auf die Zugänglichkeit in den Schächten aus.
Asbestschnüre und Dichtungen
In einem Großteil der Rohrdurchführungen wurden Auskleidungen mit asbesthaltigen Schnü- ren vorgefunden.
Flanschdichtungen des Rohrsystems
Die ca. 14.000 Flanschdichtungen des Rohrsystems wurden bauzeitlich mit asbesthaltigen Dichtungen ausgeführt.
Fh/Fb-Türen
Im Gebäude wurde eine erhebliche Anzahl von Fh/Fb-Türen älteren Baujahrs festgestellt. Bei diesen Türen ist durchgängig von einer Ausstattung mit asbesthaltigen Pappen im Schlossbereich auszugehen.
Brandschutzklappen
Im Gebäude wurden Brandschutzklappen mit asbesthaltigen Bauteilen verbaut.
Asbestzement
Asbestzement fand im Wesentlichen nur als Verkleidung von Fassaden Verwendung. Geringe Mengen von Asbestzement wurden als Innenwandbekleidungen auch in den in den Pumpen- und Maschinenräumen verbaut. Die Fassade des Nebengebäudes (Baracke) wurde mit AZ- Platten bekleidet.
Asbest in Dichtbahnen der Dach- und Deckenflächen
Die PAK freien Dichtbahnen der Dach- und Deckenflächen weisen teilweise einen sehr geringen Asbestanteil auf, der lediglich eine gesonderte Deponierung erfordert. Davon abweichend wurde im Bereich der Terrasse ein leicht erhöhter Asbestgehalt festgestellt. Diese wurde vorerst auch als durchgängig für die benannte Fläche angesetzt. Hier sind im Rahmen der Abbruchplanung erweiterte Untersuchungen erforderlich.
KMF-Dämmungen
In den Lüfterzentralen wurde ein Großteil der verbauten Lüftungsgeräte, Kanäle und Rohrlei- tungen mit sog. „alten“ Mineralfasern gedämmt. Das Vorkommen ist im Wesentlichen auf die Technikebenen beschränkt, da auch die gesamte Leitungsführung in den Technikebenen (Bodenkanäle) angeordnet wurde.
Akustikdeckenplatten
Im Gebäude wurden Mineralfaserhaltige alte Akustikdeckenplatten im Wesentlichen nur in den Bürobereichen und einzelnen Räumen der KG-Ebene verbaut.
Trittschalldämmung
KMF haltige Trittschalldämmung wurde lediglich in den Bürotrakten verbaut.
KMF-Dämmmatten in Metalltüren
Im Laborbereich wurden die Edelstahl-Metalltüren mit KMF-Dämmmatten verbaut.
HBCD / FCKW
Die in den Dachflächen, Fassaden und Kühlräumen verbauten Dämmmaterialien sind entwe- der mit HBCD oder FCKW belastet.
Sanierung Lüfterzentralen
Die erheblichen KMF Vorkommen in den Lüfterzentralen erfordern, neben einer gerichteten Luftführung, ebenfalls einen kontrollierten Zugang zum Sanierungsbereich.
Aufgrund der zusätzlich vorhandenen, asbesthaltigen Bauteile (hier seien im Wesentlichen die asbesthaltigen Schnüre genannt), erscheint die Einrichtung des Sanierungsbereiches in Anlehnung an eine Asbestsanierung als geboten. Auch wenn die Sanierung der Asbestschnüre im Wesentlichen im Glovebag-Verfahren durchgeführt werden kann, stellt die vorgenannte Ausführung eine deutliche, auch finanziell vertretbare Erhöhung des anzustrebenden Sicherheitsstandards dar. Dies gilt im Besonderen, da die sichere Annahme in dem vorgenannten Verfahren nicht durchgängig gewährleistet werden kann.
Künstliche Mineralfasern in den Bürobereichen
Die Mineralfaser Belastung in den Bürobereichen ergibt sich aus den in den GK-Wänden verbauten Dämmmatten, den KMF-haltigen Schallschutzdecken sowie der Trittschalldämmung unterhalb des hier aufgebrachten Estrichs.
Im Tunnel sind vor Verschluss oder Abbruch, Teile der Wandflächen in Bezug auf die asbesthaltigen Spachtelmassen zu sanieren. In diesem Zusammenhang werden auch die noch verbliebenen Medienleitungen in Bezug auf die Isolierungen aus KMF saniert und ausgebaut.
SANIERUNGSKOSTEN
Die überschlägig ermittelten Sanierungskosten stellen zusammenfassend die wesentlichen Sanierungsmaßnahmen (Schadstoffsanierung) und die sich daraus ergebenden Entsorgungskosten dar.
Hierzu wurden stichprobenartig auch LAGA-Proben entnommen, auf deren Grundlage die Entsorgungskosten der Betonmassen bewertet wurden.
Die als größer Z2 eingestuften Massen (Estrich) wurden um das ca. dreifache erhöht. Auch die Fassade, die auf Grund des Leitwertes noch knapp in Z2 einzuordnen ist, wurde zur Hälfte in die deutlich höheren Entsorgungskosten für Werte > Z2 eingeordnet. Der größte Varianzwert liegt jedoch weiterhin in diesem Bereich der Entsorgungskosten.
Die Kosten für die Schadstoffsanierung ohne Rückbau des Gebäudes werden unter Berücksichtigung der aufgezeigten Erkenntnisse mit ca. 8–10 Millionen Euro angesetzt.
Der vorliegende Bericht (Auszug) wurde auf Grund des o.a. Untersuchungsauftrages erstellt. Die Begutachtung wurde auf Grundlage des heutigen Wissenstandes unter den u.a. Bedingungen und Voraussetzungen erarbeitet und nach bestem Wissen und Gewissen erstellt.
CBF_FEM Schadstoffsanierung | Auszug aus der Grobkostenschätzung
In 4 strategischen Werkstätten kommen Expert*innen und Akteur*innen aus verschiedenen öffentlichen Ressorts und der Stadtgesellschaft zusammen, um Möglichkeiten auszuloten, wie der Mäusebunker nachhaltig weiter genutzt werden kann.
Handbuch zu den strategischen Werkstätten im Modellverfahren Mäusebunker
Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin, Redaktion: forward (Sarah Oßwald, Dr. Martin Peschken, Cordelia Polinna, Philip Schläger) in Kooperation mit Urban Catalyst; Fachliche Expertise, Ludwig Heimbach, Architekt